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Rettung im Takt

Rettungsdienst und das Klinikum auf dem Markt von Dessau - ist was passiert? Nein, all die Technik und die Menschen sind als Ansprechpartner für jedermann im Einsatz. Das Städtische Klinikum Dessau, das Deutsche Rote Kreuz, der Herzstiftung, Erste Hilfe Dessau sowie die AOK und DAK beteiligen sich mit einer öffentlichen Aktion an der „4. Herzwoche Sachsen-Anhalt“. Unter den Gästen ist auch Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne.

An Übungspuppen wird Herzdruckmassage demonstriert und trainiert

Unter dem Pavillondach gleich neben dem Dessauer Rathaus liegen mehrere Übungspuppen, an denen sich die Herzdruckmassage demonstrieren und trainieren lässt. Doch nur wenige wagen sich an das Team um Priv.-Doz. Dr. med. Georg Fürnau, Chefarzt der Klinik Innere Medizin II, heran, um mit den Fachleuten ins Gespräch zu kommen.

Zu denen, die sich trauen, gehören Lisa, Anna und Marie (Name geändert). Sie sind mit ihrer Klasse vor Ort, erklären sie und zögern nicht, sich neben eine der Puppen zu knien - um gleich praktisch zu üben, was sie theoretisch vielleicht schon wissen.

Der Chefarzt beruhigt: „Hundertmal drücken pro Minute, und ein Rippenbruch verheilt wieder.“

Dr. Fürnau, der auch leitender Abteilungsarzt der Kardiologie am Klinikum ist, erklärt den Mädchen, wo sie die Hand ansetzen und mit welcher Körperhaltung sie die Aktion ausüben muss, um effektiv zu sein. „Weiter nach vorn beugen, ihr könnt nichts falsch machen“, ermutigt er, mit mehr Druck und in kürzerem Rhythmus zu arbeiten. „So schnell soll ich drücken?“, vergewissert sich Lisa und fürchtet, der Puppe die Rippen zu brechen. Doch der Chefarzt beruhigt: „Hundertmal drücken pro Minute und ein Rippenbruch verheilt wieder. Das Gehirn ist aber nach drei Minuten ohne Sauerstoff tot.“  Schlimmer als jeder Rippenbruch wäre es, nichts zu tun, so Dr. Fürnau. Denn das wäre unterlassene Hilfeleistung und damit eine Straftat.

Er betont während der Übungen: „Bevor ihr Erste Hilfe leistet, ruft den Rettungsdienst unter 112 an. Während einer Reanimation geht das nicht mehr. Die Herzdruckmassage sollte auch bis zum Eintreffen der Rettung durchgeführt werden. Sollte die Kraft nachlassen, ruft Passanten zu Hilfe.“

Noch während sich die Mädchen im Takt von „Stayin alive“ der Bee-Gees an den Puppen abarbeiten, kommt Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne an den Stand und sucht, frei von Eitelkeiten, das Gespräch mit ihnen. Erste Gehversuche auf dem Gebiet der Reanimation haben die Mädels schon gesammelt, meinen sie unisono. So etwa in Vorbereitung auf den Mopedführerschein. 

Dem Chefarzt wiederum liegt ein viel größeres Thema am Herzen. Ihm geht es um 10.000 Menschenleben im Jahr in Deutschland, denen bei Herzstillstand nicht rechtzeitig geholfen werden kann. Laienreanimation könnte hier Abhilfe schaffen. So wären regelmäßige Trainings in Schulen ein Weg. Skandinavien zeigt wie es gehen kann. „Dort überleben weit mehr Menschen nach einem Herzstillstand. Schüler bekommen dort zwei Unterrichtsstunden im Jahr ein Reanimationstraining. Sie wissen, wie eine Herzdruckmassage  geht und wie ein Defibrillator funktioniert. Wir sollten Schweden oder Dänemark als Vorbild nehmen“, so Dr. Fürnau. Für die Ministerin ist der Wunsch des Chefarztes nicht neu. Bereits seit 2014 köchelt das Thema auf Bundesebene vor sich hin. Sie versprach ihm nochmals eine Initiative zu starten.

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